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Grelle Neonlichter, Straßenlärm, Menschengedrängel

Grelle Neonlichter, Straßenlärm, Menschengedränge auf der Hamburger Reeperbahn. Hiervon war circa einhundert Meter weiter im Kukuun sporadisch etwas zu hören oder zu sehen. Die Gäste freuten sich auf den dritten „Hootenanny“-Abend 2017 in der Hansestadt.
Was ist das besondere an diesen Konzerten (Hootenanny=spontanes Volksliedersingen)? Es ist nichts so, wie an den vorigen oder kommenden akustischen Abenden. Sicher ist nur, es wird improvisiert und man begibt sich auf eine abenteuerliche Musikreise. Allerdings sind keine Volkslieder, sondern Songs von den Jeremy Days, Cassity und Me and Cassity zu hören. Das alles ist die Geschichte von Dirk Darmstaedter, auf dessen Reise er seine Zuhörer mitnimmt. Immer anders, immer überraschend.
Er selbst sagte einmal über sich, er sei der Musik verfallen und das bewies er eindrucksvoll. Obwohl Dirk Damstaedter seit über dreißig Jahren im kommerziellen Musikbusiness unterwegs ist, hat er sich seine Spielfreude und den Spaß an der Musik erhalten - als schien er gerade erst am Anfang seiner Laufbahn zu stehen.
Sein Publikum holte er umgehend mit den ersten Songs ab und spätestens bei „Brand new toy“ saßen sicher alle mit im musikalischen Boot. Ein weitgereister Gast sagte: „Ich kenn eigentlich nur den einen Song, aber die anderen Lieder sind auch klasse. Es ist unfassbar, wie begeistert Dirk Darmstaedter spielt und was für eine Show er hier bietet“.
Für diese Show brauchte es nicht wirklich viel. Lediglich der Sänger und seine Band, bestehend aus Lars Plogschties am Schlagzeug, David Rieken an der Gitarre und Ben Schadow am Bass füllten die kleine Bühne und den Raum mit ihrer sichtbaren Begeisterung zu spielen voll aus.
Was machte diese Reise so besonders? Die Musik mit Herz, Seele und Verstand. Feinsinnige, emotionale Texte unterstrichen mit grandiosen Popmelodien in Reinkultur, die der Künstler heute wie früher in seiner Küche komponiert. Dirk Darmstaedter ist authentisch und macht, was ihm gefällt und das ist einfach rund.
Einen Lieblings-Song zu benennen fällt schwer. Vielleicht lohnt es, den einen oder anderen hervorzuheben. Wunderschön, wie gefühlvoll er die Ballade „I won´t give up on you“, die er für seinen Sohn schrieb, interpretierte. Auch das unglaublich leicht klingende „Pop Guitars“ ist erwähnenswert. Morrisseys „Everyday is like Sunday“ hat als Dirk Darmstaedter-Version ebenfalls kurz vor Schluss einen markanten Punkt gesetzt.
Die wunderschöne improvisierte Reise in die Welt des sympathischen Sängers mit unvergesslichen Momenten endete nach ungefähr zwei Stunden, die gefühlt rasend und viel zu schnell vorüber zu gehen schienen. Doch die nächsten stehen schon wieder an. Der vierte „Hootenanny“-Abend wird am 22. Dezember 2017 neue Überraschungen hervorbringen. Und wieder wird alles anders sein, als an den anderen Abenden, bis auf die Musik, die im Ohr und im Herzen bleiben wird.
03.11.2017 Sabine Vierus / unser-luebeck.de